Was sind Fahraufgaben?
Die erste greifbare Konsequenz der Forschungs- und Entwicklungsarbeit von Fahrerlaubnisprüfern, Fahrlehrern und Testpsychologen nach wissenschaftlichen Standards ist das elektronische Prüfprotokoll (ePp), mit dem seit Anfang 2021 praktische Fahrerlaubnisprüfungen protokolliert und bewertet werden. Im Zentrum stehen die Fahraufgabenkataloge. Darin wird für alle Fahrerlaubnisklassen jeweils detailliert beschrieben, welche Verhaltensweisen vom Bewerber bei bestimmten Prüfsituationen verlangt werden und bewertet, welche Verhaltensweisen jeweils über und welche unter dem Durchschnitt liegen. Hier laufen alle Fäden der langjährig angelegten Optimierung der Fahrerlaubnisprüfung zusammen. Die zentrale Neuerung in der praktischen Fahrausbildung und prüfung ermöglicht es Fahrlehrern, Bewerbern und Fahrerlaubnisprüfern genau nachzulesen, welche wesentlichen Fahrkompetenzen auf welchem Niveau ausgebildet sein müssen.
Prüfprotokoll und Ausbildung
Eine Aufgabe des elektronischen Prüfprotokolls ist es, die Prüfung transparenter, nachvollziehbarer und gerechter zu machen, indem die Prüfenden nicht mehr nach individuellen Notizen, sondern auf Basis vorgegebener, bundesweit einheitlicher Kriterien ihre Prüfungsentscheidung fällen und sie mit einem standardisierten Protokoll belegen können. Die digitale Dokumentation verschafft ihnen zudem einen Überblick über den bisherigen Verlauf und unterstützt sie bei der weiteren Planung einer rechtskonform durchgeführten Prüfungsfahrt. Die Prüfungsentscheidung anhand objektiver Kriterien bedeutet also einerseits für die Prüfenden eine deutliche Entlastung.
Andererseits haben damit die Beschreibungen und Definitionen der Fahraufgabenkataloge auch einen enormen Einfluss auf die Ausbildung. Denn die Bewerber möchten nicht erst in der Prüfung erfahren, welche Fahraufgaben im Einzelnen auf sie zukommen und nach welchen Kriterien die Art und Wiese das eigene Verhalten und die Bewältigung dieser Aufgaben bewertet wird.
Situationen und Handlungsabläufe
Die Fahraufgaben sind nicht grundlegend neu oder frei erfunden! Laut Arbeitsgemeinschaft für den Kraftfahrzeugverkehr TÜV | DEKRA arge tp 21 basieren die in den Fahraufgabenkatalogen vorgegebenen Standards durchaus auf der bisherigen Ausbildung, sie seien nur neu strukturiert und in einigen Punkten ergänzt worden. Ziel sei neben der einheitlichen Durchführung der Praktischen Fahrerlaubnisprüfung die stärkere Verzahnung von Fahrschulausbildung und Fahrerlaubnisprüfung.
Die Fahraufgaben stellen prototypische („musterhafte“) Verkehrssituationen dar. Die Vergleichbarkeit dieser Verkehrssituationen bezieht sich auf die Situationen (straßenbauliche Gegebenheiten wie „Kreuzungen“, Verkehrsbedingungen, Akteure, Aktionen), auf die notwendigen Handlungsabläufe und auf die spezifischen Prüfungsanforderungen. Daneben stellen die Fahraufgaben (wie bisher) Standard-Anforderungen an die Prüfungsfahrt: Sie geben also die Rahmenbedingungen sowohl für die Fahrsituation als auch für das erwartete korrekte Verhalten der Fahrerlaubnisbewerber vor. Mit klar definierten Beobachtungskategorien werden Verhaltensweisen (z. B. „Fahrzeugbedienung“) und die Anforderungen an den Bewerber und seine Fahrkompetenz eingestuft bzw. bewertet. Die standardisierten Erwartungen der Prüfer und ihre Bewertungen geben somit wertvolle Hinweise auf das, was in der Prüfung erwartet wird – und damit in der Ausbildung zu berücksichtigen ist. Deshalb sollten Sie die Fahraufgabenkataloge zur praktischen Ausbildung und Prüfungsvorbereitung nutzen: Übersichtlich aufbereitet und strukturiert in der DEGENER-Edition.