Wer meint, das Autofahren sei früher viel einfacher und die Einhaltung der Regeln im Straßenverkehr selbstverständlicher gewesen als heute, der ist womöglich einer nostalgischen Verklärung aufgesessen. Der Rückblick färbt die vergangene Zeit häufig schöner als die Realität je sein konnte, wie es z. B. die Daten der Unfallstatistik belegen. Die Nachkriegsjahre in Deutschland zeichnen sich nicht nur als Jahre des Wirtschaftswunders, der wachsenden Mobilität und – der umfassenden gesellschaftlichen Motorisierung aus. Mit dieser Entwicklung ging auch eine hohe Zahl an tödlichen Verkehrsunfällen einher, die den dringenden Bedarf an einer verbesserten Sicherheitstechnik und an verbindlichen Regeln deutlich machte.

Die DEGENER Lehrfilme aus dieser Zeit vermitteln einen Eindruck davon. Von den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern, unübersichtlichen Verkehrssituationen, einer teils schwierigen Verkehrsführung und vom hohen Aufklärungsbedarf – denn diese Filme verstehen sich nicht nur als Lehrfilme für die Ausbildungszeit in der Fahrschule, sondern beziehen sich ausdrücklich auch auf die Zeit als aktiver Verkehrsteilnehmer. So heißt es im Intro zu „Kraftfahrer im Verkehr – Teil I“ etwa: „Diese Filmreihe wird Ihnen (…) vor allem das allgemeine Verhalten im Verkehr zeigen. Vieles ist Ihnen schon aus dem Fahrschulunterricht bekannt, wir dürfen Sie aber noch einmal erinnern (…)“

Die etwa zehnminütigen Filme geben einen bildhaften Eindruck davon, wie viele motorisierte Verkehrsteilnehmer sich schon in den 50er Jahren den knappen Straßenraum geteilt haben und wie sehr die Bedeutung zuverlässiger Verkehrsregeln in dieser Zeit angestiegen ist. Dabei mutet es erstaunlich an, wie wenig sich seither an den genannten Verkehrsregeln geändert hat. Vieles ist genau so geblieben und gilt heute wie vor 70 Jahren.

Sei es die Sicherheitskontrolle vor der Fahrt, die Verbindung von Tanken und Luftdruck prüfen, die Beachtung von Richtungspfeilen und Fahrbahnmarkierungen, das Verhalten beim Überholen (auch von Schienenfahrzeugen) oder die Bedeutung von Vorschriftzeichen – wären die Filme nicht in Schwarz-Weiß, würde kaum auffallen, dass sie die Verkehrsregeln der 50er Jahre beschreiben. Selbst Modell-Tick-Aufnahmen sind schon integriert.

Die zentralen Aussagen der Filme muten schon fast zeitlos modern an, gerade am Ende des ersten Teils: Es sei, so verkündet der Sprecher gelassen, im Straßenverkehr immer „mit der Dummheit der anderen zu rechnen“ und beim Fahren mit dem Kraftfahrzeug innerorts sei „immer ein wachsames Auge auf spielende Kinder“ geboten. Sätze, für die mit Sicherheit auch heute noch ein Plätzchen in jedem Fahrschulunterricht reserviert ist.

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Lehrfilme aus den 50er Jahren
Commerz-Film
Statistik Unfall-Tote 1906-2016

Interaktive Grafik „Von 1906 bis heute“: Warum die Zahl der Verkehrstoten sinkt | Augsburger Allgemeine (Februar 2017)