Fortsetzung BKF-Newsletter 05 / 2022:
Ein Unternehmen aus Denkendorf in Bayern elektrifiziert gebrauchte Diesel-Nutzfahrzeuge. Um die Klimaziele zu erreichen, müssten bis 2030 2,2 Millionen alternativ angetriebene Nutzfahrzeuge mit mehr als 7,5 t Gewicht auf Europas Straßen unterwegs sein. Allerdings können die Hersteller bis dahin gerade mal 200.000 Neufahrzeuge liefern. Das zeigt, Neufahrzeuge können nicht die einzige Möglichkeit sein. Auch die Bestandsfahrzeuge müssen mit eingerechnet werden. Schon allein wegen ihrer Langlebigkeit. Ein Diesel-Lkw, der heute zugelassen wird, fährt bei guter Pflege auch 2050 immer noch.
Große Bestandsflottenhalter wie Verkehrs- und Speditionsbetriebe, für die es schwierig ist, die geforderten Emissionsziele bis 2030 zu erreichen, sind die potenziellen Kunden für Pepper Motion.
Aktuell sind Umrüstlösungen für die Mercedes-Modelle Citaro, Actros und Atego verfügbar. Ab dem kommenden Jahr sollen auch Fahrzeugmodelle von Iveco und MAN in Serie elektrifiziert werden. Pepper Motion nutzt dazu unter anderem Komponenten von ZF. Technologisches Herzstück ist aber die selbst entwickelte Vehicle Control Unit, die alles steuert.
Pepper Motion will ab 2024 mehr als 1.000 Elektrifizierungskits pro Jahr verkaufen. Bis 2030 sollen da dann bis zu 60.000 um- bzw. ausgerüstete Fahrzeuge sein. Nach eigenen Angaben kann Pepper Motion einen Stadtbus in sechs bis acht Wochen umrüsten. Die Busse haben dann eine Reichweite von etwa 250 Kilometern.
Allerdings ist eine solche Umrüstung mit 300.000 € auch nicht ganz billig, dennoch ist man sich hier sich sicher, dass das Projekt für Flottenbetreiber lohnen wird. So bezuschusst die Bundesregierung auf vielfältige Weise den Umstieg auf Elektroantriebe. Es gibt zum Beispiel Sonderabschreibungen für E-Nutzfahrzeuge und ein Förderprogramm für die Anschaffung von Elektrobussen im öffentlichen Nahverkehr. Sofern bestimmte Kriterien erfüllt sind, ist die Umrüstung dem Neukauf inzwischen gleichgestellt.
Ob sich das Retrofit-System auf breiter Front durchsetzt, muss sich erst noch erweisen. Die Spediteure haben angesichts der Turbulenzen der vergangenen Jahre nur dünne Kapitaldecken. Daher sind gerade kleinere Unternehmen skeptisch, ob sich die Umrüstung rechnet, zumal niemand die Strompreise in den nächsten Jahren kalkulieren kann. Es ist aber auf jeden Fall einen Gedanken wert, wenn man nach etwa zehn Jahren vor der Entscheidung steht, ob ein altes Fahrzeug ersetzt wird.