Page 1 - 201902_DEGENER-Fahrschul-Profi
P. 1

Der Fahrschul-Profi











                                       Ausgabe Nr. 2/2019  •  DEGENER Verlag GmbH  •  Hannover


                                     FACHINFORMATION FÜR DEN ERFOLGREICHEN FAHRLEHRER

                                                                            www.degener.de                                                          JUNI 2019




            INHALT                        EXKLUSIV IM INTERVIEW

           Dr. Dieter-L. Koch:           MdEP Dr. Dieter-L. Koch, Europaabgeordneter und Vizepräsident im Ausschuss für Verkehr und Touristik in Brüssel
           Wie geht es weiter mit der Automatik-
           Regelung in der Fahrausbildung?  ..............1
           Fehler und wie man sie vermeidet  ............... 2  Wie geht es weiter mit der Automatik-

           Peter Breun-Goerke:
           Wettbewerbsrecht – die 5 häufigsten

           nigten Grundqualifikationsprüfung! .......... 7  Regelung in der Fahrausbildung?
           Volker Uflacker:
           IHK: Geänderte Systematik zur Durch-
           führung und Bewertung der beschleu-

           Berufskraftfahrer:
           Die „neue“ IHK-Prüfung seit März 2019  .... 8
                                         Frage: Grundlage für die Nutzung von   ebenfalls neueste technische und
           BKF-Aktuell:
           Anti-Allergie-Präparate beeinflussen    Elektrofahrzeugen durch zukünftige   elektronische Entwicklungen zu um-
           die Fahrtüchtigkeit  .................................. 8  Autofahrerinnen und Autofahrer in   fassen. Wir haben auf europäischer
                                         Deutschland ist eine qualitativ hoch-  Ebene den verpflichtenden Einbau
                                         wertige Fahrschul-Ausbildung!   von sicherheitsrelevanten Fahreras-
            EDITORIAL                    Woran liegt es, dass die Europäische   sistenzsystemen in Neufahrzeuge vor-
                                         Union sich mit der Formulierung ei-  geschrieben. Ich würde deshalb den
           Planvoll in die               ner an die technische Entwicklung   Fahrschulen dringend empfehlen, auch
           mobile Zukunft!               angepassten Automatikregelung so   den Umgang mit Fahrerassistenzsys-
                                                                       temen in die Ausbildung einzubauen.
                                         schwer tut?
                                                                       Sie sind wie stille Beifahrer, die den
           Die Auswahl an unterschiedlich ange-  Antwort: Das wäre eine Frage, die   Fahrer in brenzligen Situationen war-
           triebenen Fahrzeugen wächst stetig   Ihnen die Kommission besser beant-  nen und, wie z. B. beim automatischen
           weiter. Viele Fahrlehrer würden des-  worten könnte als ich. Ich weiß jeden-  Notbremsassistenten, sogar die Brem-
           halb auch gern Elektrofahrzeuge in die   falls, dass sich die Kommission dessen   sung selbstständig einleiten. Aber man
           zeitgemäße Ausbildung als Prüfungs-  bewusst ist, dass es ein Problem gibt   sollte als Fahrer „seine Beifahrer“ mit
           fahrzeug mit einbeziehen, sehen sich   und sie an einer Lösung arbeitet. Wann   ihren Wirkungsweisen und Grenzen
           aber durch die aktuell geltende Auto-  genau damit zu rechnen ist, ist jedoch   kennen!
           matik-Beschränkung gehemmt: Lohnt   schwer abzusehen.
           sich die Anschaffung dieser Spezies?                        Nichtsdestotrotz übernehmen diese   Dr.-Ing. Dieter L. Koch, MdEP. Der studierte Ingenieur und Architekt, „Gestalter“ mit vielen
           Lockt  die Automatik-Beschränkung   Für mich ist es jedenfalls essentiell,   Fahrerassistenzsysteme nicht die Kon-  Schwer punkten, will den Bürgern Europa näher bringen. Er engagiert sich u. a. als Europaabge-
           ausreichend Fahrschülerinnen und   dass, egal welche Lösung die Kom-  trolle, was bedeutet, dass die Systeme   ordneter und Vizepräsident im Ausschuss für Verkehr und Tourismus in Brüssel sowie regional in
                                                                                                     seiner Heimat Thüringen für Transport, Verkehr und Logistik. Überregional ist er auch für die
           Fahrschüler an? Interessante Ansätze,   mission vorschlagen wird, es zu keiner   alle übersteuerbar sind. Der Umgang   Erhöhung der Verkehrssicherheit als neu gewähltes Vorstandsmitglied im Deutschen Verkehrs-
           wie etwa die Handhabung in Frankreich   Verschlechterung für die Straßenver-  hiermit sollte deshalb auch eine Rolle   sicherheitsrat tätig.
           – nach Bedarf Schalt-Fahrstunden an   kehrssicherheit kommt. Wenn man ein   in der Ausbildung spielen.
           die Ausbildung dranzuhängen – zu   Auto mit Automatik gewöhnt ist und                     Zudem würde ich den Fahrschulen   lebenslange Verkehrserziehung und
           übernehmen, liefern Verbände und der   nie ein Fahrzeug mit (Gang-)Schaltung   Des Weiteren werden immer mehr   empfehlen, Fragen des Kraftstoff   andere Maßnahmen zur Verbesse-
           Berufsstand schon länger. An praxisna-  gefahren ist, dann kann es durchaus   Fahrzeuge mit anderen Fahrzeugen   sparenden Fahrens ebenfalls in die   rung der Straßenverkehrssicherheit
           hen und umsetzbaren Ideen mangelt   dazu kommen, dass durch eine unsi-  bzw. mit der Infrastruktur kommuni-  Ausbildung mit einzubauen. Steigen-  investieren, damit nicht nur die An-
           es also nicht.                chere Fahrweise die Verkehrssicher-  zieren. Einige Hinweise dazu und auch   den Spritpreisen und der Forderung   zahl der Verkehrstoten im Sinne des
                                         heit beeinträchtigt wird.     zu dem erhöhtem Ablenkungsfaktor   nach umweltfreundlichen Fahrzeugen   Vision-Zero-Ziels, sondern auch die
           Ein überraschender Impuls in diese                          Handy bzw. anderen Kommunikations-  kann man schon mit wenigen Schritten   der schwer Verletzten in Deutschland
           Rich tung kommt gerade von der EU-  Ich bin deshalb der Überzeugung, dass   mitteln wären keine schlechte Idee. Die   entgegenkommen, indem die Fahran-  und europaweit auf beinahe Null ge-
           Kommission, die eine Kompromisslö-  bei Fahrstunden sowohl Fahrzeuge mit   Ablenkung im Straßenverkehr durch   fänger von Beginn an darin geschult   bracht werden kann.
           sung in Aussicht stellt (Seite 2). Inwie-  Schaltung als auch solche mit Automa-  technische Geräte ist ein leider stei-  werden, wie beim Fahren Kraftstoff
           fern und wann sie in Kraft tritt, bleibt   tik zur Verfügung stehen sollten, damit   gender Trend. Obwohl in Deutschland   gespart werden kann.   Bildung ist das A und O unserer Gesell-
           abzuwarten. Ebenso wie die Reaktion   beides erlernt werden kann.   bereits Kampagnen wie „TippTippTot“                 schaft. Sie darf sich nicht nur auf die
           der Fahrlehrer und Fahrschüler, die                         vom DVR mit drastischen Warnplaka-  Frage: Wenn Sie persönlich nur einen   Schul- und Berufsbildung beschrän-
           mit der geplanten Lösung dann um-  Frage: Der technologische Wandel   ten vor dieser Gefahr der Ablenkung   Wunsch zur Erhöhung der Verkehrs-  ken, sondern sollte alle Bereiche des
           gehen müssen. Ob die zweite Prüfung   und die gesellschaftlichen Verände-  warnen,  sind  sich  viele  Menschen   sicherheit in Europa frei hätten, wel-  gesellschaftlichen Lebens, des Um-
           auf  einem  Schaltwagen  genügend    rungen sind enorm! –   des Ausmaßes dieser Gefahr nicht   cher wäre das?           gangs miteinander, umfassen. Die
           Klientel anzieht?             Was empfehlen Sie den Fahrschulen   bewusst. Hinweise dazu wird es si-  Antwort: Ich würde mir wünschen,   (Aus-)Bildung zu rücksichtsvollen,
                                         für die Zukunft?              cherlich bereits in den Fahrschulen   dass die EU, aber vor allem die Mit-  vorausschauenden und aufmerksa-
           Beim Lesen dieser Ausgabe wünschen                          geben, aber meines Erachtens sollte   gliedstaaten, in Zusammenarbeit mit   men Fahrern ist ein wichtiger Part.
           wir Ihnen viel Spaß und sind mit Ihnen   Antwort: Die Ausbildung zum Erwerb   dieses Thema besser zwei Mal als nur   den Städten, Kommunen und Gemein-  Das Interview führte Hans-Joachim Reimann,
           gemeinsam gespannt auf die weitere   des Führerscheins sollte versuchen,   ein Mal angesprochen werden.   den mehr in Aufklärungskampagnen,   Chefredaktion DEGENER Verlag GmbH
           Entwicklung der von uns angeschnit-
           tenen Themen.                  AKTUELL

           Ihre DEGENER-Redaktion        Fahreignungsseminar – Zahlen 2018                           Punkteabbau möglich ist, weil mehr   Anteil FeS-Teilnehmer m/w
                                                                                                     als 5 Punkte im Fahreignungsregister   mit Punkteabbau
                                         Das Kraftfahrt-Bundesamt legt die   Ganz weit vorn liegen Männer bis 24   angesammelt wurden. Von insgesamt
                                         aktuellen Zahlen der Teilnehmer an   Jahre (111), deren Anteil sieben Mal so   221 Teilnehmern machen Männer (199)
           www.degener.de                Fahreignungsseminaren (FeS) für das   hoch ist wie bei gleichaltrigen Frauen   das Zehnfache der Frauen (20) aus.   85 %  15 %
                                         Jahr 2018 vor. Von insgesamt 3737   (16). Bei der Altersgruppe 45 – 54 Jahre
                                         Teilnehmern überwiegt der Anteil der   sind es immerhin noch 4 Mal so viel   Heraus stechen die 45- bis 54-Jähri-
                                         Männer (3141) bei FeS mit Punkte-  Männer (957) wie Frauen (234).   gen, sowohl männlich als auch weib-
                                         abbau gegenüber den Frauen (549)   Überproportional gering ist dagegen   lich, die die größte Teilnehmerzahl an
                                         deutlich.                     generell die Teilnahme an FeS, wo kein   FeS allgemein aufweisen.  n  Männer    n  Frauen
   1   2   3   4   5   6